„Als gemeinnütziger Mittler werden wir sicher für längere Zeit auch mit einem Engagement auf Distanz leben müssen.“
Wir haben mit Birgit Kretz von Türen Öffnen über neue Engagementmöglichkeiten und ‑formate in Zeiten der Corona-Pandemie gesprochen.
Was waren die größten Herausforderungen für Ihre Organisation durch die Corona-Krise?
Wie jedes Jahr im März beschäftigten sich alle bei Türen Öffnen mit der Vorbereitung bevorstehender Einsatztage für insgesamt 500 Beschäftige aus zahlreichen Betrieben. Zunächst mussten wir die anstehenden Projekte absagen bzw. in die weitere Zukunft verschieben. Die größere Herausforderung ist nun jedoch, handlungsfähig zu bleiben und schlüssige Konzepte zum weiteren Vorgehen zu entwickeln. Was muss wirklich endgültig abgesagt werden? Was können wir ändern, damit ein Einsatz möglich ist? Welche Alternativen können wir anbieten?
Intern standen und stehen wir als gemeinnütziger Träger mit ca. 120 Beschäftigten vor digitalen Herausforderungen – und das angesichts knapper zeitlicher, fachlicher und finanzieller Ressourcen. Schon Anfang März konnten die Büroarbeitsplätze ins Homeoffice verlegt werden. Schwierig bleibt die Aufrechterhaltung der Kommunikation mit dem ehrenamtlichen Team von Türen Öffnen und die Bereitstellung einer datenschutzkonformen Kommunikationstechnik. Das Team trifft sich nun in kürzeren Abständen virtuell – unsere sonst üblichen persönlichen Treffen bei denen gemeinsam gearbeitet, diskutiert und öfter auch gefeiert wird, kann das aber nicht ersetzen.
Wie sind Sie damit umgegangen? Welche konkreten Maßnahmen haben Sie ergriffen?
Viele unserer Maßnahmen werden in enger Zusammenarbeit von haupt- und ehrenamtlich Beschäftigten gesteuert und durchgeführt, zudem sind oft zahlreiche Organisationen beteiligt, das heißt eine Vielzahl an Unternehmen und Einrichtungen. Wir versuchen, die aktuelle Situation von Einrichtungen und Unternehmen im Blick zu haben und Entscheidungen gemeinsam mit den wichtigsten Stakeholdern herbeizuführen. So wurde für den Einsatztag „Unternehmen Ehrensache IN AKTION“ ein neues Konzept entwickelt. Statt einem gemeinsamen Termin für alle 27 Projekte gibt es nun flexible Umsetzungstermine. Zudem kann der Zuschnitt der Projekte geändert werden. Darüber hinaus arbeiten wir mit einem Partnerunternehmen an regelmäßigen Volunteering-Angeboten für die Beschäftigen: Ziel sind monatliche Angebote, die entweder unter Einhaltung von Abstandsregeln oder von zu Hause mit digitalen Hilfsmitteln umsetzbar sind. Erstes Projekt ist die Bepflanzung von Blumenkästen in einem Erlanger Seniorenheim.
Wir haben aber auch neue Angebote und Maßnahmen aufgenommen: Schon seit Mitte März erscheint der Newsletter von Türen Öffnen wöchentlich (statt zuvor monatlich) und informiert über Engagementmöglichkeiten, Fortbildungsangebote und Best-Practice im Bereich Corporate Citizenship und CSR in Zeiten der Corona-Pandemie. Zudem haben wir gemeinsam mit der nachhaltigen Marketing-Agentur media4nature und dem Nürnberger Seniorenamt ein Magazin für ältere, alleinlebende Nürnberger*innen entwickelt. Das Magazin umfasst einen Infoteil mit wichtigen Kontaktstellen für die Senior*innen und einen unterhaltsamen Teil mit Texten, Rätseln und Bewegungsübungen. Nicht zuletzt haben wir das Konzept für die WissensWerkstatt — unser Format für pro-bono-Kompetenzspenden — um ein Modul für Webinare ergänzt.
Welche Themen werden auch über die Krise hinaus relevant für Sie bleiben?
Zunächst einmal habe ich persönlich mein Home-Office schätzen und lieben gelernt. Als gemeinnütziger Mittler werden wir sicher auch zukünftig viel mit digitalen Engagementformaten arbeiten und für längere Zeit auch mit einem Engagement auf Distanz leben müssen. Für viele Formate wünsche ich mir aber auch eine Rückkehr zu einem Engagement, bei dem persönliche Nähe und Zuwendung im Mittelpunkt stehen. Eine Erkenntnis ist zudem, dass man angesichts der Corona-Pandemie nicht weniger, sondern noch mehr Verantwortung für die Zukunft übernehmen muss, damit der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit vorangetrieben werden kann und nicht unter die Räder kommt. Daran werden wir weiterarbeiten und freuen uns über viele Mitstreiter*innen bei UPJ und anderswo.
Türen Öffnen ist der UPJ-Partner in Nürnberg. Als erfahrene Mittlerorganisation vermittelt Türen Öffnen soziale Kooperationen zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Einrichtungen im Großraum Nürnberg. www.tueren-oeffnen.de
Zur Person
Birgit Kretz,
Türen Öffnen