Enga­giert durch die Coro­­na-Zeit

Eine Unter­neh­mens­be­fra­gung des Netz­werks „Unter­neh­men inte­grie­ren Flücht­lin­ge“ zeigt, dass trotz Kon­takt­be­schrän­kun­gen Betrie­be Lösun­gen fin­den, um Geflüch­te­te erfolg­reich aus­zu­bil­den und zu beschäf­ti­gen. Immer mehr Aus­zu­bil­den­de mit Flucht­hin­ter­grund wer­den als Fach­kraft über­nom­men.

Die Aus­bil­dung von Geflüch­te­ten bleibt auch in der Kri­se sta­bil. Das ergab eine Umfra­ge des bun­des­wei­ten Netz­werks „Unter­neh­men inte­grie­ren Flücht­lin­ge“ unter 410 Betrie­ben, die sich als Mit­glie­der des Netz­werks für die Arbeits­markt­in­te­gra­ti­on von Geflüch­te­ten enga­gie­ren und die­se zum Teil seit meh­re­ren Jah­ren prak­ti­zie­ren. Mehr als die Hälf­te der befrag­ten Unter­neh­men (53 Pro­zent), bil­det dem­nach auch in der Coro­na-Zeit Men­schen mit Flucht­hin­ter­grund aus. Dar­über hin­aus beschäf­ti­gen mitt­ler­wei­le fast vier von zehn Betrie­ben geflüch­te­te Men­schen als Fach­kräf­te. Im Ver­gleich zum Vor­jahr stieg der Anteil damit um 10 Pro­zent auf 37 Pro­zent und hat sich inner­halb der letz­ten vier Jah­re ver­dop­pelt (Ver­gleich 2016: 18 Pro­zent).

Vom Azu­bi zur Fach­kraft: Immer mehr Betrie­be sichern ihren Fach­kräf­te­be­darf durch die Über­nah­me von Geflüch­te­ten nach der Aus­bil­dung

Eine Erklä­rung für den stei­gen­den Anteil an Fach­kräf­ten: Mehr als jedes zwei­te befrag­te Unter­neh­men des Netz­werks (54 Pro­zent) berich­te­te von erfolg­rei­chen Aus­bil­dungs­ab­schlüs­sen unter den Geflüch­te­ten. Von die­sen Betrie­ben haben wie­der­um 97 Pro­zent ihre vor­he­ri­gen Aus­zu­bil­den­den auch als Fach­kraft über­nom­men. Zur Prü­fungs­vor­be­rei­tung bewährt haben sich bei die­sen Unter­neh­men vor allem der Kon­takt zu ande­ren Azu­bis, bei­spiels­wei­se in Form von Lern­grup­pen (64 Pro­zent), ein Men­to­ring inner­halb des Betrie­bes (60 Pro­zent) oder die Unter­stüt­zung durch staat­li­che För­der­an­ge­bo­te wie aus­bil­dungs­be­glei­ten­de Hil­fen oder die Assis­tie­re Aus­bil­dung (49 Pro­zent).

Aktiv trotz Kon­takt­be­schrän­kun­gen: Unter­neh­men fin­den Lösun­gen, um auch in der Coro­na-Pan­de­mie Geflüch­te­te aus­zu­bil­den

Eine leich­te Mehr­heit der befrag­ten Unter­neh­men (54 Pro­zent) sieht Geflüch­te­te nicht stär­ker von den Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie betrof­fen als ihre Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ohne Flucht­hin­ter­grund. Die rest­li­chen 44 Pro­zent nen­nen am häu­figs­ten die fol­gen­den drei Grün­de, die die Arbeits­be­din­gun­gen im Zuge der Kon­takt­be­schrän­kun­gen poten­zi­ell erschwe­ren: Ers­tens wer­den durch die rein digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on sprach­li­che Miss­ver­ständ­nis­se zusätz­lich beför­dert (25 Pro­zent), zwei­tens sind Behör­den schwe­rer zu errei­chen (24 Pro­zent) und drit­tens fehlt schlicht­weg die tech­ni­sche und räum­li­che Aus­stat­tung für das mobi­le Arbei­ten (18 Pro­zent).

Die Unter­neh­men, die sich mit die­sen zusätz­li­chen Her­aus­for­de­run­gen kon­fron­tiert sehen, fin­den größ­ten­teils auch in die­ser Situa­ti­on pra­xis­taug­li­che Lösun­gen, um die Aus­bil­dung den­noch erfolg­reich fort­zu­set­zen. Die Hälf­te die­ser Betrie­be gibt an, dass der Aus­bil­dungs­all­tag an die ver­än­der­ten Rah­men­be­din­gun­gen ange­passt wur­de (52 Pro­zent), indem bei­spiels­wei­se Inhal­te digi­ta­li­siert oder die Arbeit in Klein­grup­pen ermög­licht wur­den. Dar­über hin­aus wur­den den Aus­zu­bil­den­den spe­zi­fi­sche Lern­zei­ten im Home Office ein­ge­räumt (37 Pro­zent). 32 Pro­zent der Betrie­be gaben an, aktiv den Aus­tausch mit der Berufs­schu­le gesucht zu haben, um Lern­in­hal­te abzu­spre­chen. Beson­ders erfreu­lich ist in die­sem Zusam­men­hang, dass nur 7 Pro­zent der befrag­ten Unter­neh­men ange­ben, als Fol­ge der Coro­na-Pan­de­mie weni­ger Geflüch­te­te aus­zu­bil­den.

NETZWERK Unter­neh­men inte­grie­ren Flücht­lin­ge

Das Netz­werk „Unter­neh­men inte­grie­ren Flücht­lin­ge“ wur­de 2016 als gemein­sa­me Initia­ti­ve des Deut­schen Indus­trie- und Han­dels­kam­mer­ta­ges (DIHK) und des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Wirt­schaft und Ener­gie gegrün­det. Mit aktu­ell über 2.600 Mit­glie­dern ist es deutsch­land­weit der größ­te Zusam­men­schluss von Unter­neh­men, die sich für die Beschäf­ti­gung von Geflüch­te­ten enga­gie­ren. Die Ange­bo­te des Netz­werks wie Infor­ma­ti­ons­ma­te­ria­li­en, Webi­na­re, Work­shops und Ver­an­stal­tun­gen sind wie die Mit­glied­schaft kos­ten­los.

Wei­te­re Infor­ma­ti­on unter www.unternehmen-integrieren-fluechtlinge.de.

Alle Ergeb­nis­se der Umfra­ge

Von Novem­ber 2020 bis Janu­ar 2021 haben 410 von fast 2.600 Mit­glieds­un­ter­neh­men an der Umfra­ge teil­ge­nom­men. Ins­ge­samt beschäf­ti­gen die­se Unter­neh­men 7.079 Men­schen mit Flucht­hin­ter­grund. Alle Ergeb­nis­se der Online-Befra­gung fin­den Sie hier.