Die Pro Bono Rechtsberatung vermittelt erfahrene Rechtsanwält*innen engagierter Kanzleien an Non-Profit-Organisationen. Die Kanzleien unterstützen bei konkreten Rechtsfragen unentgeltlich und zeitlich begrenzt, wenn die Organisationen ihre Rechtsfragen nicht anderweitig klären können. Das Angebot wird von UPJ gemeinsam mit dem Pro Bono Deutschland e.V. und vielen Rechtsanwaltskanzleien getragen. Die Berliner Freiwilligenbörse hat die Senior Projektmanagerin Ellen Sturm befragt, wie die UPJ Pro Bono Rechtsberatung Non-Profits unterstützen kann.
Wie geht es Ihnen als Organisation in dieser Coronazeit?
UPJ als Träger der Pro Bono Rechtsberatung hat sicherlich, wie viele andere Organisationen auch, mit neuen Herausforderungen zu tun, sei es, dass beantragte Projekte oder Veranstaltungen nicht wie geplant durchgeführt werden können, Teams im Homeoffice notwendige technische Rahmenbedingungen und Unterstützung sowie besonderen Fokus und Orientierung brauchen usw..
Trotz der Schwierigkeiten, die mit diesen Zeiten verbunden sind, gehen wir mit einer positiven Haltung an diese Situation heran und begreifen die Veränderungen als Chance, um Dinge neu und anders zu denken und den veränderten Bedarfen zu entsprechen. Hier haben wir erfahren, wie wichtig die Veränderungs- und Lernbereitschaft sowie die Motivation aller Mitarbeiter*innen sind, um gemeinsam die Krise zu meistern. Das schweißt zusammen und ermöglicht auch Dinge, die wir vorher auf diese Weise nicht auf dem Schirm hatten. Und das stärkt die Organisation insgesamt.
Mit dieser positiven Energie im Rücken ist es der
UPJ Pro Bono Rechtsberatung gelungen, sehr schnell ein bedarfsgerechtes Angebot aufzubauen, um gemeinnützige Organisationen bei ihren aktuellen Herausforderungen zu unterstützen und
relevante Informationen rund um COVID-19 zur Verfügung zu stellen. Und auch die beteiligten Pro-bono-Kanzleien sind in diesen Zeiten besonders engagiert und bereit, sich für die Rechtsberatungsbelange von gemeinnützigen Organisationen einzusetzen. Momentan gibt es hier etwas mehr freie Ressourcen, um sich verstärkt pro bono-Fragestellungen zu widmen.
Wie funktioniert die Pro-bono-Rechtsberatung genau und wer wendet sich an Sie?
Die Pro-Bono-Rechtsberatung richtet sich an gemeinnützige Organisationen (keine Privatpersonen), die in Deutschland tätig sind oder dies anstreben und nicht in der Lage sind, finanzielle Mittel für die Rechtsberatung aufzuwenden.
UPJ prüft diese Punkte und bereitet die Pro-bono-Anfragen für die Vermittlung an Kanzleien auf. Im nächsten Schritt werden die Fragestellungen an den Kanzleiverteiler weitergeleitet, woraufhin sich die Kanzleien für die ausgeschriebenen Mandate bewerben können. Interessiert sich eine Kanzlei für ein Mandat, informiert UPJ die Organisation. Für den Fall, dass sich zwei oder mehr Kanzleien auf ein Mandat bewerben, entscheidet die Organisation, mit welcher Kanzlei sie zusammenarbeiten möchte. Danach stellt UPJ den Kontakt her. Die Kanzlei prüft dann ihrerseits, ob die Zusammenarbeit ihren internen Vorgaben und berufsrechtlichen Vorschriften entspricht, und dann schließen die Partner eine Mandatsvereinbarung ab und starten ihre Zusammenarbeit.
Der beschriebene Vermittlungsprozess kann mitunter bis zu 6–8 Wochen dauern, weshalb kurzfristige Anfragen nicht vermittelt werden können. Pro Vermittlungsfall wird eine symbolische Gebühr erhoben, die der Ernsthaftigkeit der Pro-Bono-Arbeit auch auf Seiten der
NPO stärkeren Ausdruck verleiht. Weitere Informationen, Details zum Ablauf und der Link zum Online-Formular zur Anmeldung einer Rechtsfrage finden interessierte Non-Profits unter
probono-rechtsberatung.de/npo.
Wie lange begleiten Sie die Non-Profit-Organisationen?
Unsere Begleitung beginnt mit der Anmeldung der Rechtsfragen über das Online-Formular. Wenn es hier Unklarheiten bezüglich des beschriebenen Sachverhaltes gibt, unterstützt UPJ dabei, die Fragestellung zu konkretisieren. Wir schätzen zudem den ungefähren zeitlichen Umfang ein und ordnen die Frage einem Rechtsgebiet zu. Dann bereiten wir die Mandate so auf, dass die Kanzleien sie direkt einordnen können und die Vermittlungswahrscheinlichkeit erhöht wird.
Nachdem Kanzlei und gemeinnützige Organisation „gematcht“ sind und die Mandatsvereinbarung abgeschlossen ist, endet die Tätigkeit von UPJ. Die Beratung durch die Kanzlei unterliegt berufsrechtlichen Vorschriften auch im Hinblick auf die Bearbeitung von Mandaten. Etwaige auftretende Schwierigkeiten müssen die Mandanten direkt mit der Kanzlei klären. Mit Beendigung des Mandats befragen wir die gemeinnützige Organisation und bitten sie um ihr Feedback und einen Hinweis auf das Verhalten der Kanzlei.
Haben sich die Bedarfe während der Corona-Zeit verändert und wie merken Sie das?
Die pandemiebedingt veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen stellen — wie eingangs schon erwähnt — viele Organisationen vor neue Herausforderungen. Aktuelle Rechtsberatungsbedarfe bestehen vor allem im Bereich Arbeitsrecht, bei Haftungsfragen im Fall von Veranstaltungsabsagen oder Insolvenz, bei Fragen zur Beschlussfassung in Vereinen etc. Dem in diesen Belangen steigenden Beratungsbedarf seitens gemeinnütziger Organisationen steht ein großer Pool an Informationen von Seiten engagierter Kanzleien gegenüber, die genau zu diesen Sachverhalten Auskunft geben.
Wie kommunizieren Sie diese speziellen Angebote zur Coronazeit?
Die
UPJ Pro Bono Rechtsberatung hat auf ihrer Homepage eine neue Seite
probono-rechtsberatung.de/corona eingerichtet, auf der relevante Informationen und gezielte Unterstützungsangebote im Rechtsbereich gebündelt sind. Die Liste wird laufend aktualisiert. Auf spezielle Webinar-Angebote, die aktuelle rechtliche Fragestellungen thematisieren, wird hier ebenfalls hingewiesen – also insgesamt ein guter Fundus, um sich direkt orientieren zu können.
Wie können Freiwillige Sie, auch während der Corona-Zeit, unterstützen?
Engagierte Personen können wir derzeit nicht angemessen einsetzen und betreuen. Aber nicht nur gemeinnützige Organisationen, auch Unternehmen finden bei
UPJ zu allen Themen rund um Engagement, Nachhaltigkeit und Kooperation in der aktuellen Situation qualifizierte Informationen und gute Beispiele auf
wirbleibenengagiert.de sowie Beratung und Vermittlung zu gemeinnützigen Kooperationspartnern in Berlin-Brandenburg und bundesweit.